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Die weitere Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Glauchau bis in die Gegenwart - Entwicklung bis 1945

 Insgesamt 16 Jahre leitete Feuerlöschdirektor Golle die Wehr und verhalf ihr mit viel Umsicht und Tatkraft, zu dem Ruf einer leistungsstarken, angesehenen Feuerwehr. Die Mitgliederzahl war auf über 100 Mann angewachsen.

Am 7. April 1879 (es wurde erstmals die Bezeichnung "FFW" eingeführt) übernahm Druckereibesitzer Bernhard Kuhn jr. die Leitung der Geschicke der Wehr. Zusammen mit der noch bestehenden Pflichtfeuerwehr unter Leitung des Kupferschmiedemeisters Mühlberg und dem 1881 vom Fabrikanten Bößneck gegründeten Korps der "Freiwilligen Wachtschar" bildete sich ein Kern des Feuerschutzes der Stadt heraus.

Im Jahre 1881 kam es zur Gründung des Feuerwehrverbandes Zwickau und Umgebung ( Zwickau, Glauchau, Werdau), in dem Branddirektor Kuhn als Ausschussmitglied fungierte.

Einer der Höhepunkte seiner Amtsperiode waren die 1894 in Glauchau durchgeführten 13. Sächsischen Feuerwehrtage. Wie berichte wird, waren Vertreter von über 700 Feuerwehren Gäste der Stadt. Neben einer Ausstellung, die von 30 Spezialfirmen gestalte wurde, fehlte natürlich auch eine große Schauübung in der Lindenstraße nicht. Tausende Gäste aus nah und fern nahmen an den Feierlichkeiten teil.

Branddirektor Kuhn mit seiner Führerschar war es, der Ende des 18. Jahrhunderts eine Reorganisation der Feuerwehr einleitete.

Nach der Auflösung von Retterzug, Steigerzug, Spritzenzug und Hydrantenzug wurden am 10. August 1899 drei selbstständige Löschzüge gegründet.

Diese Neuformierung stieß vor allem bei den älteren Feuerwehrkameraden auf Ablehnung.

Es kam zu vielen Austritten. Nur 80 Wehrmänner blieben der FFW treu. Dazu stießen 36 Mann der aufgelösten "Freiwilligen Wachtschar".

Nach dem unerwarteten Ableben Kuhns übernahm für kurze Zeit der Färbereimeister Reumuth die Führungsspitze, bevor dann 1901 der Färbereimeister und Stadtrat Meyer zum Branddirektor gewählt wurde. Unter seiner Leitung erfolgte ein weiterer Aufbau der neuorganisierten Wehr. Zu den drei Löschzügen für Ober-, Mittel-, und Unterstadt kam noch je ein Steiger- und Spritzenzug. Die Mitgliederzahl stieg wieder auf über 200 an.

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

Nach einem "Abturnen" im Hochsommer 1862 tauchte bei den Mitgliedern der "Turnerfeuerwehr", einer Abteilung der "Allgemeinen Pflichtfeuerwehr" der Wunsch auf, eine freiwillige Feuerwehr zu gründen. Es war wieder der Advokat Golle, der diesem Verein zum Leben verhalf. Auf Anraten der Stadtväter unternahm Golle eine Studienreise nach Süddeutschland. Dort stand das freiwillige Feuerwehrwesen bereits in hoher Blüte, besonders in Augsburg.

Diese freiwillige Feuerwehr nahm er sich damals zum Vorbild für den Aufbau und die Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr Glauchau. Im Dezember 1862 fand eine kunstituierende Versammlung mit ca. 18 Mann im Rathaus statt. Dort wurde der Entwurf für das Statut entworfen. Somit ist 1862 das Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Glauchau.

Am 7. Februar 1863 trat die FFW zum ersten mal mit einer größeren Übung an die Öffentlichkeit. Dieser Tag wurde dann auch als "Stiftungstag" beibehalten.

Glauchau hatte damit später als andere Nachbarstädte eine freiwillige Feuerwehr. Als Grund dafür wird angesehen, dass im Rahmen der Pflichtfeuerwehr bereits vier Abteilungen aus lauter jungen Turnern und Kaufleuten bestand, die im Bedarfsfall die "neuen kleinen Pariser Spritzen" bedienten. Es fehlten aber die systematische Ausbildung und Übungen sowie Abteilungen für den "Steiger- und Retterdienst".

Die Entwicklung des Feuerlöschwesens in Glauchau von 1640 bis 1860

Erstmals wurden zur Bekämpfung des Feuers im Mai 1640 im 31. Artikel der Glauchauer Polizeiordnung allgemeine Bestimmungen zur Verhütung von Feuerausbrüchen erlassen. Der Artikel 32 dieser Ordnung legt fest:

"Der Rath zu Glaucha soll 3 Wassereimer auf Schleifen, 6 Leitern, 6 Feuerhaken und 12 lederne Eimer, und jeder Bürger für sein Haus halbsoviel Eimer als Gebäude darauf hat, binnen 4 Wochen von dato an in Vorrath anzuschaffen..."

In der Chronik der Stadt Glauchau bis 1882 heißt es dazu:

"Die Löschgerätschaften der Stadt Glauchau waren, wie wir hieraus ersehen, recht dürftig und ungenügend. Das Hauptlöschmittel war, wie vor dem Aufkommen der Spritzen, allenthalben der Feuereimer, der "durch der Hände lange Kette" flog, um dann ins Feuer ausgegossen zu werden. Die Ledereimer wurden von Zeit zu Zeit mit Anschlitt eingeschmiert. Die großen Fässer standen und sogen. Schleifen jederzeit gefüllt neben den öffentlichen Röhrkästen und Brunnen."

Eine ausführliche "Feuer-Ordnung" bei der Stadt Glauchau wurde von der "gräflich Schönburgischen Gesamtregierung" 1717 erlassen. Sie unfaßte 48 Artikel.

Der größte Fortschritt, der nach dieser Feuerordnung im Feuerlöschwesen Glauchaus erreicht wurde, war die Beschaffung "zweier Feuerspritzen". Obwohl sie sicher noch sehr ungenügend gewesen sein müssen, waren sie jedoch der Beginn einer neuen Zeit in der Geschichte des Feuerlöschwesens.

Für 200 Taler kaufte der Rat 1733 die erste "große Feuerspritze" für die innere Stadt.

1752 erkauften sich die Bewohner des Wehrdigts aus eigenen Mitteln eine große Spritze und das dazugehörige Gerät.

1763 erbaute die Stadt das erste Spritzenhaus (am "Kleinen Born") auf dem Schloßplatz.

Wiederholt (1772 und 1784) wurden die Feuerordnungen geändert. Trotzdem verfiel das Feuerlöschwesen immer mehr. Grund dafür war besonders der Umstand, daß sich in den Handwerkerzünften, die damals das beste beim Löschen von Bränden leisteten, mehr und mehr Aufgaben, Zielstellungen und Bedeutungen wandelten.

Die Vorschriften der uralten Feuerwehrordnungen waren ungenügend und wurden von den Bürgern nur widerwillig befolgt.

Ein neuer Aufschwung in das Feuerlöschwesen kam auf, als die 1846 unter Bürgermeister Pfotenhauer erlassene Feuerordnung "eine Pflichtfeuerwehr für sämtliche gesunde Bürger und männliche Einwohner" vom 18. bis 50. Lebensjahr festsetzte. Die Schaffung der Pflichtfeuerwehr war ein bedeutender Fortschritt, konnte doch die durch eine Verordnung des Grafen Ludwig geschaffene Bürgergarde, welche die Feuerwehrpflicht der im Verfall begriffenen Zünfte mit übernehmen mußte, nicht den Rückgang des Feuerlöschwesens aufhalten.

Erster Kommandant der Pflichtfeuerwehr war der Druckereibesitzer Bernhard Kuhn.

Dieser teilte die Feuerwehr in vier Abteilungen auf:

  • das Löschkorps
  • die Arbeitskompagnie
  • die Rettungsschar und
  • die Wachtschar.

Mit der Entwickklung der Turnerschafften übernahmen Turner die Aufgaben der Plichtfeuerwehr, die sich, nachdem der Turnverein wegen revolutionärer Betätigung aufgelöst worden war, zu einer regelrechten Turnerfeuerwehr entwickelten.

Nachfolger von Bernhard Kuhn war der Advokat Theodor Golle, der am 13. Februar 1851 zum Feuerlöschdirektor und Feuer-Polizei-Kommisar ernannt wurde. Theodor Golle hatte sich auch 1860 mit der Gründung des "Krankenunterstützungs- und Sterbekassenvereins" der Glauchauer Feuerwehr verdient gemacht und sich so einen bleibenden Namen geschaffen.

Feuersbrünste in der Geschichte der Stadt Glauchau

Zu den häufigsten Katastrophen früherer Jahrhunderte gehörten riesige Feuersbrünste. Davon blieb auch die Stadt Glauchau nicht verschont. Begünstigt durch die bis weit in das 18. Jahrhundert vorherrschende Holzbauweise der mit Stroh oder Holzschindeln gedeckten, oft eng aneinanderstehenden Häuser, kam es wiederholt zu großen Feuersbrünsten, welche die Stadt Glauchau mehrfach stark verwüsteten. Die in jener Zeit zur Verfügung stehenden, äußerst mangelhaften Löscheinrichtungen gestatteten keine wirksame Brandbekämpfung. Es existierten Anfangs nur Wasserfässer, die am Marktbrunnen und anderen Wasserstellen gefüllt und nahe an den Brandherd geschleift wurden. Dort versuchte man, mit Feuerlöscheimern den Brand zu bekämpfen.

Wie die Chronik berichtet, war das erste größere Brandunglück am 4. September 1543. Schon wenig später, im April 1547, legte ein Brand, der in der "Langen Vorstadt" (jetzt Leipziger Straße) ausbrach, 28 Häuser vom "Unteren Tor" bis an den Markt in Schutt und Asche. Dadurch wurde Kaiser Karl V., der gerade durch Glauchau zog, daran gehindert, hier zu übernachten.

Weitere Großbrände waren:

1608 verbrannten 12 Häuser und 1 Scheune am Gottesacker. 1630 gingen alle 340 Häuser der inneren Stadt einschließlich Rathaus und Kirche in Flammen auf; dazu 8 Häuser der Oberstadt, 8 Häuser am Zwinger und 46 Häuser mit 5 Scheunen auf dem Wehrdigt.

Die Frauen und Töchter des Stadtvogtes und des Hospitalverwalters verbrannten in ihrem Haus auf der Brüderstraße. Die Ursache des Feuers soll das Abbrennen von Raketen durch eine "festfrohe Gesellschaft" in dem Haus des Krämers am Markt gewesen sein.

1641 vernichtete das Feuer die ganze Oberstadt bis auf bis auf drei Häuser innerhalb einer Viertelstunde, nachdem ein betrunkener sächsischer Reiter in das Strohdach einer Vorwerksscheune geschossen hatte.

1644 wurden 61 Häuser mit der Knaben- und Mädchenschule vor der Oberstadt und im Zwinger, sowie drei Personen Opfer der Flammen, Brandausbruchstelle war eine Bäckerei am Markt.

1712 brannte nochmals die ganze innere Stadt mit 343 Gebäuden einschließlich dem Rathaus (mit allen Dokumenten und Skripturen) und der St. Georgenkirche innerhalb von vier Stunden ab.

1734 brach beim Kupferschmied am Markt Feuer aus; innerhalb kurzer Zeit brannten 68 Häuser und das Mittlere Tor nieder, dabei fand eine "alte, verlebte Frau" den Tod.

1739 brannten vier Häuser neben dem Rathaus, welches ebenfalls schon Feuer gefangen hatte.

1753 verbrannte das herrschaftliche Vorwerk, beide Diakonate sowie 12 Häuser und vier Scheunen.

1806 sind 31 Häuser der Oberstadt abgebrannt, 16 wurden schwer beschädigt.

Hier wird erstmals auf die Mithilfe der Nachbarorte mit 30 Spritzen verwiesen, die größeres Unheil verhinderten.

1813 wurden beim Brand von 53 Häusern der inneren Stadt, darunter das Rathaus und der obere Torturm, 100 Familien obdachlos und verloren ihr ganzes Hab und Gut.

Zwei durch einen Bogen der Stadtmauer gebrachte Spritzen verhinderten, daß die ganze innere Stadt und die Vorstadt ebenfalls von den Flammen erfaßt wurden. Das war die letzte Feuersbrunst von größerem Umfang, welche unsere Stadt betroffen hat.

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